Nach der einführenden Präsentation von José Navarro über Religion und Wohlstand schloss sich eine intensive Diskussion über die Begrifflichkeiten an, das Verhalten der unterschiedlich geprägten Gesellschaften untereinander sowie die zukünftige Bedeutung von Religion in Deutschland. Eines der Resultate aus der wissenschaftlichen Untersuchung ist, dass Gesellschaften, die sich tolerant zeigen gegenüber der Ausübung verschiedenster Religionen, wohlhabender sind bzw. werden. Und das nicht nur schneller sondern auch gerechter. Ein gut besuchter und gelungener Abend, der viel Nachdenklichkeit hinterließ.
Rheinische Post 21. Januar 2017 | 00.00 Uhr
Meerbusch
Der Begriff der Freiheit im permanenten Wandel
Meerbusch. Gut besuchter Gesprächs-Abend in der Bethlehemkirche mit namhaften Podiumsgästen.
Meerbusch war für den an der TU Dresden tätigen Politikwissenschaftler Werner Patzelt bisher ein weißer Fleck auf der Karte. "Aber ich habe gegoogelt und mich informiert", erzählte er am Donnerstagabend.
Patzelt ist bekannt dafür, den Sachen auf den Grund zu gehen und war deshalb in der gut besetzten Bethlehemkirche im Rahmen eines philosophischen Gesprächs zum Thema "Freiheit - ihre Bedeutung für Luther und für uns heute" gern gesehener Gast. Das gilt auch für die an der Uni Düsseldorf dozierende Philosophie-Professorin Simone Dietz. Sie und Patzelt tauschten in einer von Friedemann Johst, Pfarrer i. R., geleiteten Gesprächsrunde ihre Ansichten über den Begriff Freiheit im philosophischen und theologischen Sinne aus.
Demnach hat die Freiheit viele Facetten. "Persönliche Freiheit ist mit der Freiheit der anderen verknüpft", meint Simone Dietz. Und Patzelt sagt: "Es gibt verschiedene Freiheitsformen. Häufig ergeben sie sich aus der Bindung an Vorgaben." Der Anspruch unterliege einem permanenten Wandel und ändere sich von Generation zu Generation. "Wenn es zu viele Wahlmöglichkeiten gibt, kann die Freiheit auch anstrengend sein", gab Friedemann Johst zu bedenken. Allerdings fanden die Gesprächspartner, dass der Staat und eine feste gesellschaftliche Ordnung "Voraussetzungen unserer Freiheit sind".
Die Sicht Luthers sei aber auch im Reformations-Gedenkjahr schwierig einzuschätzen: "Dazu gibt es unterschiedliche Thesen." Werner Patzelt zumindest sieht als Christ keinen Widerspruch zwischen Freiheit und Verantwortung: "Kluge Menschen tun nur das, was sie verantworten können." Und Simone Dietz ergänzte: "Der Mensch ist frei im Willen und Denken - vorausgesetzt, er erkennt die weltliche Ordnung an." Im Publikum saß auch Peter Schulze, Gründer des Vereins "Jugend braucht Zukunft". In der Pause lobte er die von Maria von Mandelsloh und Ralph Jörgens, "Philosophie in Meerbusch", sowie von Ute Canaris, Kirchencafé-Geschäftsführerin, veranstaltete Gesprächsrunde: "Es gab wichtige Impulse zur Einschätzung der heutigen Situation."
Die Veranstaltung wurde von Pianistin Vasilena Krastanova mit Werken von Schubert und Chopin untermalt. Für ihren Vortrag und die Anmerkung, dass für sie in der Musik die "Freiheit des Arrangements" zählt, gab es viel Applaus.
(mgö)